AFFOLTERundSIEBER
der satirische Polit-Blog

Nr. 43 - Wahlen mit Qualen

 Sieber: 776, so viele wie noch nie.

Affolter: Du übertreibst wie immer. Es sind genau 23.

Sieber: 24 werden vergeben, aber 776 wollen.

Affolter: Ich bleibe dabei: es sind 23 Einsprachen gegen dieses Bushäuschen eingereicht worden.

Sieber: Was für ein Bushäuschen?

Affolter: Es ist so: An der Endstation vom Elfenaubus will Bernmobil ein neues Häuschen bauen, inklusive Arm, der die Elektrobusse während des Wartens auflädt.

Sieber: Wo ist das Problem?

Affolter: Für den Quartierverein Elfenau haben 23 Personen eine Einsprache eingereicht, das Bushäuschen verhindere die Sicht auf die Alpen. Und dieser Aufladearm gehöre auch nicht in ein solches Quartier.

Sieber: Du bringst mich durcheinander mit diesen Problemen der Mehrbesseren in der Elfenau. Mir geht es um die 776.

Affolter: Mir um das Gejammer.

Sieber: Gut, wenn man zum Berner Geldadel gehört, ist die freie Sicht auf die Alpen ein Herzensanliegen. Was gibt es sonst noch zu meckern?

Affolter: Also, zuerst seien da diese gelb-schwarzen Tschüttelerfahnen in der Altstadt aufgehängt worden, und dann, als endlich wieder die schönen Kantonsfahnen im Berner Wind flatterten, wurden sie ersetzt durch...

Sieber: Regenbogenfahnen, wegen der Pride und den Eurogames. Aber doch nicht 776.

Affolter: Fast. Eine Dame im Bus hat mir zugeraunt, früher hätten sich die doch nicht überall gezeigt.

Sieber: Wer?

Affolter: Die Schwulen, Lesben, Transmenschen. Sie hat sie zwar nicht so genannt, sondern hat von denen «vom anderen Ufer» gesprochen.

Sieber: Mein Gott, wo leben wir denn?

Affolter: Eben, in Bern. Bevor sie im Obstberg ausgestiegen ist, hat sie mir noch zugerufen, die Stadt gehöre uns, nicht denen. Und dann sei da noch dieser Lärm im Sommer..., dann war sie weg.

Sieber: Gut, die Bässe vom Herrn Hubers Kapelle im Schwellenmätteli habe auch ich gehört.

Affolter: Aber da braucht man doch nicht gleich beim Nause anzurufen und über den Sommerlärm zu nörgeln.

Sieber: Ich lasse unseren armen Polizeidirektor in Ruhe, er hat genug um die Ohren mit seiner Kandidatur für den Nationalrat.

Affolter: Das trifft sich gut, er kann ja auf der Liste der Lärmnörgler kandidieren, auf der Männerliste natürlich.

Sieber: Darauf will ich seit einer Stunde hinaus!

Affolter: Warum sagst du das nicht längstens, 776 kandidieren bei uns für 24 Sitze, auf 39 Listen.

Sieber: Du kommst mir dauernd mit Bushäuschen und reichen homophoben Berner Damen dazwischen.

Affolter: Die sogenannte Mitte und die GLP treten mit 6 beziehungsweise 9 Listen an. die EVP wie immer mit fünf und sogar die Corona-SchwurblerInnen mit deren 2.

Sieber: Sag ich ja, ein Wahnsinn. Also, eine Partei mit dem Namen "Die Mitte Best Agers" würde ich schon wegen des Namens nicht wählen.

Affolter: Siehst du, diese Auswahlsendung an Listen wird auch in diesem Jahr nicht zu einer Wahlbeteiligung von mehr als 40 Prozent führen.

Sieber: Dabei wäre es so einfach.

Affolter: Sag bloss.

Sieber: Wettbewerbe, dann rennen die Leute an die Urne.

Affolter: Wie beim Bucheli im Meteo?

Sieber: Und dann gibt es tolle Preise zu gewinnen.

Affolter: Das können sich doch die Parteien gar nicht leisten, die sind immer knapp bei Kasse.

Sieber: Sachpreise, sagt dir jeder Marketingfritz.

Affolter: Du meinst, wenn man beispielsweise die Jusos wählt, gewinnt man mit etwas Glück eine Woche Ferien auf Kuba.

Sieber: Und bei den Grünen winkt eine Woche auf einem Kraftort auf der Alp Tschatschen plus Bad in einem Bottich mit Naturwein.

Affolter: Da wäre ich jetzt gespannt, was sich diese lustige Partei mit dem Sünneli-Logo ausgedacht hat.

Sieber: Wenn man weiss, wie viele Armanianzüge der Köppel im Schrank hat, gibt's sicher einen Hammerpreis.

Affolter: Ich würde sagen: einen Schleuderkurs für Lastwagen, natürlich mit Erich Hess.

Sieber: Blödsinn, einen Tanzkurs in der Tanzschule Herrliberg.


Bern, 22. August 2023