AFFOLTERundSIEBER
der satirische Polit-Blog
Nr. 38 - Der Kampf der Kulturen


Sieber: Wir erleben gerade den Kampf der Kulturen.

Affolter: Ist das ein Hollywoodschinken?

Sieber: Wenn wir uns der neuen Realität nicht stellen, erleben wir noch den Untergang des Abendlandes. 

Affolter: Nun gut, weder sind die Türken in Sizilien eingefallen, noch stehen die Hunnen am Brandenburger Tor.

Sieber: Nicht die Hunnen persönlich, aber mir jagen schon diese beiden Friedensfrauen vor dem Brandenburger Tor mit ihrem Grinsen in die Fernsehkameras eine Heidenangst ein.

Affolter: Kopf hoch. Ausserdem hat sich dieser Lafontaine auf dem Berliner Parkett als äusserst agiler Tänzer erwiesen, das macht Mut.

Sieber: Wie gesagt, der Kampf der Kulturen beginn vor unseren Augen.

Affolter: Tatsächlich? Deshalb ruft auch die grösste Schweizer Partei zum Kampf gegen Wokeness und Cancel Culture auf?

Sieber: Wahrscheinlich wollen die nach gewonnenen Wahlen das Gender-Sternchen durch ihr verfettetes Sünneli ersetzen.

Affolter: Die Politik in unseren Breitengraden ist halt mit zahlreichen Narren gesegnet, da kämpfst du vergeblich dagegen an. 

Sieber: O nein, man muss rein in die Landbeizen und mit den Leuten am Stammtisch reden. 

Affolter; Wenn du als Biker mit Helm, Händschli und gepolsterten Velohosen anrückst, verpassen dir diese Stumpenbrüder ein Sünneli aufs Auge.

Sieber: Biker? Ich bin Fussgänger und gerade dabei, den Kampf der Kulturen zu verlieren. 

Affolter: Auf dem Trottoir?

Sieber:  Ich setze vor der Haustür den Fuss aufs Trottoir und wer fährt mich beinahe über den Haufen?

Affolter: Ein E-Trotti?

Sieber: Ein Cargo-Bike. Voll bepackt mit quengelnden Kindern, getrockneten Früchten, Hafermilchpackungen und am Lenker eine Yoga-Lehrerin.

Affolter: So ein Pech.

Sieber: Und weisst du, was die zu mir in bestem Bühnenhochdeutsch sagt? "Ey, spinnst du, Alter? Pass doch auf. Das ist ein Gehsteig." 'Gehsteig' sagt sie, und das bei uns im Ostring!

Affolter: Lass dich nicht unterkriegen, nimm den Kampf der Kulturen an.

Sieber: Früher hätte ich über so ein Erlebnis einen Leserbrief verfasst.

Affolter: Liest doch keiner mehr. Du musst auf TikTok.

Sieber: Ich will keinen Gehstock.

Affolter: TikTok! Mit dieser chinesischen Plattform nimmt man sekundenkurze Filmchen mit dem Handy auf und stellt sie auf, eben, TikTok.

Sieber: Und das soll mir bei der Verarbeitung meines Cargo-Bike-Schreckens helfen?

Affolter: TikTok hilft immer. Da war doch dieser Berner Jungkoch...

Sieber: Kenn ich nicht.

Affolter: Dem war langweilig, also macht er mit seinem Handy ein Filmchen und stellt es auf TikTok.

Sieber: Und was sieht man? Einen Hollywoodschinken?

Affolter: Einen Käse, der vor sich hinschmilzt.

Sieber: Das nennt man Raclette.

Affolter: Egal. Damit hat er 17 Millionen Follower erreicht.

Sieber: 17 Millionen?

Affolter: Exakt. Das ist eben die neue TikTok-Zeit.

Sieber: Dieser Jungkoch macht mir Hunger, gehen wir essen.

Affolter: Unser Restaurant gibt es nicht mehr. Fertig Zürigschnätzlets.

Sieber: Ein respektables Zunft-Restaurant kann sich doch nicht in Luft auflösen.

Affolter: Es wird jetzt durchgelüftet.

Sieber: Wieso?

Affolter: Das ist jetzt eine vegane Pop-up-Bude.


Bern, 12. März 2023