AFFOLTERundSIEBER
der satirische Polit-Blog

Zugegeben, alte weisse Männer sind gerade nicht angesagt: zu alt, zu weiss, zu nervig. Kurz, einfach unmöglich. Dennoch melden sich AFFOLTERundSIEBER zu Wort, und zwar deutlich. Aus Lust an der Kritik und aus Ärger über die herrschenden Zustände. Als da unter anderem wären: die Macht der Konzerne, die Hilflosigkeit der Politik, die Zumutungen des Alltags. Und natürlich auch die grässliche Fröhlichkeit der RadiomoderatorInnen.

Freuen Sie sich auf überraschende Dialoge von AFFOLTERundSIEBER. Schalten Sie ein, wenn es wieder heisst: "Jetzt reden wir".

Nr. 55 - Man muss alles selber machen

Sieber: Und, wie ist sie geworden, eure neue Wohnung.

Affolter: Ein wenig eng ist es natürlich schon.

Sieber: Im Alter sollte man zusammenrücken.

Affolter: Ich meine, jetzt, wo wir im Wohnzimmer der Post ein neues Zuhause bieten.

Sieber: Jaja die lieben Grosskinder, wollen halt auch bei den Grosseltern Post spielen.

Affolter: Keineswegs. Für die ist die Post eine App. Stempelkissen und Briefmärkeli waren gestern.

Sieber: Das Poststerben wird total überschätzt, dafür hat doch jedes Kaff ein Lädeli, wo man Postdinge erledigen und erst noch ein Salamibrörtli erstehen kann.

Affolter: Eben, das Lädeli sind jetzt wir.

Sieber: In deinem Wohnzimmer? Wahnsinn. Und jemand von euch macht jetzt eine Postlehre?

Affolter: Nicht nötig, eine Schnellbleiche reicht.

Sieber: Dafür werdet ihr sicher entschädigt, von der Post, meine ich.

Affolter:: Pro Jahr wird eine Fichte vor unsere Wohnung geliefert, frei Haus.

Sieber: Ein Baum anstelle eines Honorars?

Affolter: So ist es, die Post hat zu viele Bäume.

Sieber: Die Post ist auch Waldbesitzer?

Affolter: Man hat für viel Geld im schönen Thüringen ein Stück Wald gekauft, Kompensation der CO2-Emissionen und so. Jetzt ist dort der Borkenkäfer drin, also muss das Holz schnell weg.

Sieber: Nun gut, so ein sauberer Holzstoss für eure sozialen Postdienste in der guten Stube ist auch nicht zu verachten.

Affolter: Ausasten, schälen und zerhacken müsse man dann schon selber.

Sieber: Uns wird im Alter auch nichts erspart, man muss alles selber machen, damit das Land seinen Service Public sicherstellen kann.

Affolter: Was trägst du heute übrigens für lächerliche braune Latzhosen, du siehst aus wie ein Zeughäusler.

Sieber: Hat mir die Armee freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Schliesslich pflege und hege ich in meiner Garage eine Flab.

Affolter: Ist das ein Armeepferd?

Sieber: Eine Fliegerabwehrkanone.

Affolter: In deiner Garage?

Sieber: Seit unser Parlament das neue Budget beschlossen hat, schwimmt die Armee im Geld.

Affolter: Was hat das mit dir und deiner Garage zu tun?

Sieber: Unsere Volkspartei will zukünftig die Schweiz mit Hellebarden gegen die feindliche Übernahme durch die EU schützen. Jetzt muss in den Zeughäusern Platz geschaffen werden. Und weil man ein Plätzchen für eine noch tipptopp funktionstüchtige Fliegerabwehrrakete suchte, hat man sich meiner erinnert.

Affolter: Logisch, du bist ja auch erst vor dreissig Jahren aus dem Militärdienst entlassen worden

Sieber: So bringen wir alle unser Opfer zum Gedeihen des Volkswohls.

Affolter: Jetzt muss nur noch dieser Bergheuer aus der Innerschweiz seinen Beitrag zur Opfersymmetrie ableisten.

Sieber: Du meinst den Nationalrat, der alle Flüchtlinge aus Syrien rausschmeissen will?

Affolter. Und zwar subito.

Sieber: Und was darf er bei sich zu Hause beherbergen?

Affolter: Eine Flüchtlingsfamilie,

Sieber: Am Ende doch nicht etwa Josef und Maria samt Jesuskindlein?

Affolter: Die Familie heisst...

Sieber: Assad.


Bern, 22. Dezember 2024

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