AFFOLTERundSIEBER
der satirische Polit-Blog

Nr. 48 - An die Arbeit

Affolter: Was fuchtelst du so herum?

Sieber: Ich bereite mich auf meine neue Stelle vor, die ich demnächst antrete.

Affolter: Du bist seit Jahren pensioniert, mein Lieber.

Sieber: Wir tun gut daran, das Ansinnen der Jungfreisinnigen zu antizipieren.

Affolter: Das ist eine Spinnerei und kommt an der Urne niemals durch.

Sieber: Trotzdem, die demographische Entwicklung zwingt uns dazu, immer länger zu arbeiten. Irgendwann sollten auch wir wieder an die Säcke. Sogar ehemalige Bundesräte müssen sich mit Briefe schreiben ein Zubrot verdienen.

Affolter: Haben die keinen PC, wo sie mailen können?

Sieber: Eben nicht. Total verarmt, deshalb sorgen sie sich um die AHV.

Affolter: Und dank deiner neuen Stelle zahlst du auch wieder AHV-Beiträge?

Sieber: Selbstverständlich. Das hat mir meine Arbeitgeberin, das Berner Tourismusbüro, sofort klar gemacht.

Affolter: Es heisst jetzt 'Börn Welkom'. Und als was wirst du eingesetzt? Als Securitas beim Zytglogge?

Sieber: Kommt nicht in Frage. Ich werde Winker.

Affolter: Du meinst Blinker, was immer das auch sein mag.

Sieber: Nein, Winker. Zukünftig werde ich ausgesuchten Staatsgästen zuwinken.

Affolter: Wieso nur ausgesuchten Staatsgästen und nicht allen?

Sieber: Nehmen wir den Besuch von diesem Chinesen.

Affolter: Der Chinese heisst Li und ist die Nummer 2. Und wenn die Nummer 1 - die heisst Xi - es will, verschwindet dieser Li auf der Stelle.

Sieber: Das grenzt ja an Zauberei. Also, ich habe die Aufgabe, Vertretungen aus Ländern, zu denen wir eine positive Exportbilanz aufweisen, freundlich zuzuwinken.

Affolter: Auf dem Bärenplatz waren beim Besuch dieses Li fünf Chinesen, die haben dann ihre China-Fähnli geschwenkt, als die gepanzerten Limousinen mit diesem Li beim Bundeshaus vorgefahren sind. Besonders spontan hat das nicht ausgesehen.

Sieber: Eben, deshalb werden in Zukunft staatliche Winker wie ich eingesetzt.

Affolter: Reizend. Und beim Ukrainer Selenski winkst du nicht?

Sieber: Lohnt sich nicht. Der kostet ja nur.

Affolter: Wirst du für deinen wertvollen Einsatz im Dienste des Vaterlandes wenigstens auch verpflegt?

Sieber: Das sei noch heikel, sagte man mir. Bananen zum Beispiel gebe es nicht als Zwischenverpflegung, Gipfeli auch nicht, schwierig zum Verbuchen.

Affolter: Waren diese 9 Tibeter, die vor dem Bundesratssitz in Kehrsatz "Free Tibet!" gerufen haben, auch von Bern engagiert?

Sieber: Wo denkst du hin. Das war eine spontane Entgleisung. So etwas stört unsere ausgezeichneten Beziehungen zum Reich der Mitte. Wenn dieser Li Tibeter sieht, reagiert er ziemlich unwirsch.

Affolter: Meinst du, ich müsste mir auch eine Beschäftigung suchen, um mich der Jungfreisinnigen würdig zu erweisen?

Sieber: Unbedingt. Die Reinigungsbranche sucht immer versierte Leute.

Affolter: Schade, ich bin weder als Putzkraft noch als Tellerwäscher zu gebrauchen.

Sieber: Als Tellerwäscher nicht, aber als Panzerreiniger.

Affolter: So wie ich die Zeughäusler erlebt habe, werden diese Fahrzeuge nach der Herumfahrerei auf der Thuner Allmend akribisch desinfiziert. Da braucht es mich wohl kaum.

Sieber: Ich empfehle dir einen interessanten Auslandaufenthalt, bei der Rheinmetall im schönen Düsseldorf. Dort stehen neun hinfällige verschimmelte Panzer aus Schweizer Armeebeständen.

Affolter: Das sind doch diese Wracks, die unser Land nach längerem Zögern der Ukraine zur Verfügung stellt.

Sieber: Indirekt, das sei hier betont. Diese Dinger stehen jetzt bei den Deutschen, um mit viel Mühe für deren Bundeswehr aufgemöbelt zu werden. Und dafür erhalten die Ukrainer hoffentlich modernere deutsche Kampfgeräte.

Affolter: Und ich soll jetzt zusammen mit anderen Hochbetagten diese Schweizer Wracks' wieder auf Vordermann bringen? Herzlichen Dank.

Sieber: Es gibt natürlich auch weitere interessante Tätigkeiten im Bereich des Wegputzens.

Affolter: Und die wären dann weniger anstrengend? Was ist es, wenn ich fragen darf?

Sieber: Schimmelputzer im VBS.


Bern, 11. Februar 2024