Affolter: Warum haben wir nach der Pensionierung nicht Karriere gemacht wie andere?
Sieber: Wie wer?
Affolter: Leute aus der Politik, aus der Bundesverwaltung und so. Denk nur an diesen Koch.
Sieber: Ja klar, Köche sind gerade angesagt. Und wenn sie nach der Karriere zwischen den Töpfen ein Kochbuch schreiben und Betty Bossi das verlegt, ja dann...
Affolter: Ich meine den Typen, der anfangs Pandemie immer im Fernsehen erschienen ist.
Sieber: Der? Der geht jetzt mit seinen Hunden joggen, glaube ich. Die armen Tierchen.
Affolter: Er ist jetzt ausserdem Pandemieberater in der Fussballbranche und macht im Donnstigsjass gegen eine Familie Bütikofer aus Illnau-Effretikon einen Schieber...
Sieber: Ja, das ist rentabler als ein Kochbuch. Oder dann diese Frau, wie heisst sie doch gleich, Paul?
Affolter: Simon, Paul Simon ist der Musiker.
Sieber: Diese Simon hat keine Lust mehr auf Regierungsrätin und wird Präsidentin des Lindenhofspitals.
Affolter: Ich weiss nicht, ich möchte nicht von einer Frau Simon operiert werden.
Sieber: Sie leitet doch nur Sitzungen, die Arbeit erledigen andere.
Affolter: Gratis macht die das sicher nicht.
Sieber: Wohl kaum, hunderttausend liegen bestimmt drin.
Affolter: Wahnsinn, nur, um ein paar Sitzungen pro Jahr zu leiten?
Sieber: Alles eine Frage der Gehaltsstruktur. Die Chefärzte des Lindenhofs sind Topverdiener, da wird für die Präsidentin auch etwas rausspringen. So ist es auch bei der BKW.
Affolter: Du willst ja wohl nicht behaupten, ein Elektriker bei der BKW sei ein Grossverdiener.
Sieber: Aber die CEO, die verdient pro Jahr zwei Millionen oder etwas mehr. Und dann kann man den Präsidenten des Verwaltungsrats nicht mit einem Nachtessen im Lorenzini abspeisen.
Affolter: Und wer ist Präsident bei der BKW?
Sieber: Ein ehemaliger Regierungsrat natürlich.
Affolter: Weshalb fragt uns eigentlich keiner, ob wir gerne in einen Verwaltungsrat möchten?
Sieber: Wir waren immerhin letzten November in der Muppet Show.
Affolter: Das war doch Show, nicht hartes Sitzungsbrot.
Sieber: Ich glaube, wir müssten bessere Lebensläufe vorweisen, dann kämen wir vielleicht auch zu lukrativen Pensioniertenposten.
Affolter: Auf keinen Fall. Du hast ja gesehen, was mit dieser Frau Baerbock bei den deutschen Wahlen passiert ist. Lebenslauf frisiert, schon weg vom Fenster.
Sieber: So ist der Lauf der Zeit, früher hat man Töffli frisiert, heute eben Lebensläufe.
Affolter: Also, das ist doch einfach nur trist. Da hocken diese Politiker ein Leben lang in Sitzungen herum, dann treten sie zurück und was machen sie? - sie hocken weiter in Sitzungen.
Sieber: Moment. Würdest du bitteschön Politiker/-innen* sagen, nicht nur Politiker.
Affolter: Hast du eben "Sternchen" gesagt?
Sieber: Ich habe kurz den Atem angehalten, schriftlich gibt das dann eben ein Sternchen.
Affolter: Das ist schon interessant, es gibt weltweit 80 Millionen Menschen auf der Flucht und wir halten wegen des Gender-Sternchens kurz den Atem an.
Sieber: Ich will mich wegen dieses Sternchens nicht mit dir streiten. Aber es muss sein. Das Sternchen, meine ich.
Affolter: Damit ist unser Problem mit den Verwaltungsratssitzen immer noch nicht gelöst.
Sieber: Darum setzen wir uns jetzt auf diese Parkbank da drüben und teilen unsere karge Rente mit den Spatzen, indem wir ihnen unsere Gipfeli verfüttern.
Affolter: Die armen Tierchen. Übrigens, heisst es nicht Spatzen und Spätzinnen?
19. September 2021