Affolter: Dort drüben huscht Pfarrer Hugentobler über den Platz.
Sieber: Der pressiert nach Hause, weil er die Predigt für den Sonntagsgottesdienst vorbereiten muss.
Affolter: All diese Mühe, und dann sitzen nur ein paar wenige Gläubige im Kirchenschiff.
Sieber: Kein Wunder, jetzt wo auf Christen geschossen wird.
Affolter: Im Libanon?
Sieber: In Zürich.
Affolter: Jetzt übertreiben es die Islamisten aber langsam.
Sieber: Junge GLP-Frauen.
Affolter: Ah so, eine einzige.
Sieber: Trotzdem, wie kommt man auf die Idee, im Schiesskeller auf ein Bild von Maria und dem Jesuskindlein zu schiessen und das Geballer dann ins Internet zu stellen.
Affolter: Ich frage mich, was das für ein Katalog ist, aus dem sie das Maria-und-Jesus-Bild herausgerissen und dann als Zielscheibe benutzt hat.
Sieber: Aus dem Ikeakatalog hat sie's vermutlich nicht.
Affolter: Dann ging es ratzfatz. Die berühmte Werbefirma Farner schmeisst sie aus dem Büro und bei der ökologischen Wirtschaftspartei bezeichnet sie der Parteipräsident aus Frutigen als untragbar.
Sieber: Dabei hat ein Freund von mir behauptet: "Der ist immer sachlich".
Affolter: Jetzt wo die ihr 20-Jahre-Jubiläum zelebrieren wollen, hört auch für sachliche Parteipräsidenten der Spass auf.
Sieber: Aber verzagen muss die dynamische Jungpolitikerin aus der Zwinglistadt trotz ihres bewaffneten Angriffs auf das Christentum nicht.
Affolter: Also, ich würde sie dem Pfarrer Hugentobler als Sigristin empfehlen, Kirchenglocken läuten ist auch laut und sorgt bei Atheisten für Ärger.
Sieber: Hm, schallen statt knallen, tönt gut. Leider hat sie aber eine andere vornehme Aufgabe übernommen.
Affolter: Ich weiss, worauf du hinauswillst. Unterschriften sammeln.
Sieber: Exakt. Bei der Kompass-Initiative.
Affolter: Was ist das jetzt wieder? Einen Kompass braucht doch keiner mehr.
Sieber: Im schönen Zug gibt es einen Milliardär, der sich um die Volksrechte Sorgen macht.
Affolter: Die Schweiz hat eben Volksmilliardäre, wo andere eventuell einen Volkskanzler erhalten.
Sieber: Und der lanciert die Kompassinitiative. Die will, dass zukünftig alle Verträge, die der Bund mit dem Ausland abschliesst, vors Volk kommen.
Affolter: Mit Ständemehr?
Sieber: Genau, nur dann gilt ein Vertrag mit der EU als angenommen. Damit können eigentlich alle Verhandlungen mit der EU schon jetzt ad acta gelegt werden.
Affolter: Die Innerrhödler wird's freuen.
Sieber: Dafür ist das Initiativkomitee prominent bestückt.
Affolter: Doch nicht etwa mit Roger Federer und Franco Knie?
Sieber: Nun, so weit will auch ein Volksmilliardär nicht gehen. Aber es hat in diesem Gremium eine Ansammlung von ausgewiesenen Denkern: Chris von Rohr, Bernhard Russi und Kurt Aeschbacher.
Affolter: Die haben den 400seitigen Rahmenvertrag mit der EU natürlich akribisch studiert..
Sieber: Sie warten noch, bis die Frau von der Leyen das Vertragswerk als Comic herausgibt. Der Aeschbacher ist aber ein ganz pfiffiger Bursche.
Affolter: Trotz seines fortgeschrittenen Alters?
Sieber: Der residiert in seinem Feriendomizil in Südfrankreich und will gleichzeitig von Europa nichts wissen.
Affolter: Und diese Geistesgrössen sollen jetzt die 100'000 Unterschriften sammeln?
Sieber: Jetzt kommt eben die verfemte GLP-Dame ins Spiel.
Affolter: Sicher eine sinnvolle Wiedergutmachung ihres Fehltritts. Fragt sich nur, wer sie jetzt davon abhält, auf die Europafahne zu schiessen.
Sieber: Etwas Dampf ablassen muss die nach den anstrengenden Sammelauftritten auf Märkten und Plätzen aber schon.
Affolter: Wenn ich sie wäre, würde ich die Europafahne verschonen. Sonst ist sie noch ihr letztes Co-Präsidium bei diesen europafreundlichen Studis los.
Sieber: Keine Angst, sie schiesst ja in der Regel nur auf Papier.
Affolter: Bitte kein Katalog.
Sieber: Nein, Unterschriftenbögen.
Bern, 4. November 2024